Letzte Woche fand bei uns im InfraLab Berlin zum zweiten Mal der After Work Thursday statt. Ähnlich wie beim Biz Breakfast können alle, die auf dem EUREF-Campus arbeiten oder an der InfraLab-Community interessiert sind, bei Snacks und Drinks netzwerken und ein neues Projekt kennenlernen.
Party machen und gleichzeitig das Klima schützen? Zwei Themen, die auf den ersten Blick nicht zusammen passen. Jacob Bilabel hat sich mit seiner Green Music Initiative aber genau das zur Aufgabe gemacht und in den letzten Jahren sehr viel Erfahrung gesammelt bei der Beratung und der Klimabilanz-Verbesserung von Veranstaltungen. Darunter das Melt Festival, Rocken am Brocken, Roskilde, aber auch der ESC Berlin, Dokumenta, Berlinale, das Kampnagel Sommerfest oder die Berliner Festspiele.
Festivals haben die gleiche Infrastruktur wie eine Stadt
“Wir sind schon immer eine Art InfraLab gewesen” erklärte Jacob. “Festivals sind eigentlich eine temporäre Stadt. Da geht es um Müll, Stromerzeugung, das Speichern von Strom.” Es sei sogar eine Stadt unter Weltraumbedingungen, erklärt Jacob weiter, denn es gibt ja erst einmal: Nichts. Dann muss entschieden werden, wo man Generatorenparks errichtet, wo Kabel verlegt werden, und sich die Verteiler befinden.
Die Besucher bekommen jedoch nicht nur die Kabel zu sehen, die sonst gut versteckt sind: Anders als bei einer normalen Stadt ist der Müll auch ständig und überall sichtbar. Und auch die Logistik ist wichtig: Wer kommt wie überhaupt auf ein Festival? Die letzte Meile ist das meist das größte Problem.
Nachhaltige Party ohne Spaßbremse
Jährlich erreicht Jacobs Initiative rund 3,5 Millionen Menschen vor Ort, die jedoch niemals mit dem erhobenen Zeigefinger “erzogen” werden sollen. Stattdessen zieht sich das Thema durch die Veranstaltung wie ein roter Faden und wird in allen Bereichen umgesetzt. Beispielsweise 2014 beim DGTL Festival in Amsterdam – einem der nachhaltigsten Festivals.
Kostenlose Broschüren für nachhaltiges Feiern
Damit alle von Jacobs Erfahrungen profitieren können, gibt es Broschüren, die er für die Europäische Kommission erstellt hat und die man kostenlos herunterladen kann.
“Da steht 80 Prozent von dem drin, was ich weiß. Man muss mich also eigentlich nicht mehr als Berater buchen, wenn man sich alles durchgelesen hat”.
Green Culture in Berlin
Die ganze Erfahrung der letzten Jahre in Europa wollen Jacob und sein Team nun in Berlin einbringen, weil es hier eine große Anzahl von Veranstaltungsformaten und -spielstätten gibt. Leider wird gerade bei denen, die staatlich gefördert sind, meist überhaupt nicht auf die Klimabilanz geachtet. Private Veranstalter setzen viel eher auf Klimaschutz. Das ist nicht nur verantwortungsvoll, sondern klug, denn es lässt sich eine Menge Geld sparen. So kam beispielsweise beim ESC in Berlin eine halbe Million Liter Diesel weniger zum Einsatz als anfangs geplant.
Über Pilotenschauplätze wollen sie mit „Green Culture Berlin“ zeigen, wie es gehen kann. Das können Festivals sein, Museen, Kinos oder Veranstaltungshallen. Oder aber ein Event wie zum Beispiel der Karneval der Kulturen. Venues und Veranstaltungen, die das grüne Konzept erfolgreich umgesetzt haben, erhalten dann ein entsprechendes Label – eine Auszeichnung!
Jacob ist jetzt auf der Suche nach Kooperationspartnern, und wir hoffen sehr, dass wir ihn mit dem InfraLab bei seiner Arbeit unterstützen können. Party on!