Stadtplanung mit Blick auf die Biodiversität
Wie kann Biodiversität systematisch und frühzeitig in urbane Planungsprozesse integriert werden? Diese zentrale Frage stand im Fokus des vergangenen BizBreakfast des InfraLab Berlin. Zu Gast war Prof. Dr. Wolfgang W. Hauck, Landschaftsarchitekt und Professor für Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung an der Universität Wien. In seinem Vortrag stellte er das Konzept des Animal-Aided Design (AAD) vor – ein innovativer Ansatz, der Tiere als integralen Bestandteil städtischer Entwicklungsprojekte versteht.
Stadt, Mensch und Tier – eine historisch gewachsene Trennung
Prof. Hauck zeichnete zunächst die historischen Entwicklungen nach, die zur Trennung von Stadt, Mensch und Natur geführt haben. Durch gesellschaftliche wie planerische Dynamiken wurden Wildtiere zunehmend aus urbanen Räumen verdrängt und in Schutzgebiete außerhalb der Stadtgrenzen verlagert. Dabei sind sie zentrale Akteure funktionierender Ökosysteme – auch und gerade im urbanen Raum.
Warum artenreiche Städte resilienter sind
Der Vortrag machte deutlich: Artenvielfalt erhöht die städtische Resilienz. Biodiversität trägt wesentlich zur Klimaregulation, Luftqualität und Anpassungsfähigkeit gegenüber Extremwetterereignissen bei. Zudem steigert eine vielfältige und naturnahe Gestaltung des Stadtraums das Wohlbefinden der Stadtbewohner*innen. Angesichts des weltweiten Rückgangs der Biodiversität – jährlich sterben Schätzungen zufolge rund 100 Millionen Vögel – ist ein Umdenken dringend erforderlich.
Animal-Aided Design: Planung mit und für Tiere
Animal-Aided Design setzt genau hier an: Bereits in der Frühphase der Stadtplanung wird untersucht, welche geschützten Tierarten auf einem Baugrundstück vorkommen. Aufbauend auf diesen Erkenntnissen werden gezielte Maßnahmen entwickelt, um Lebensräume zu sichern oder neu zu schaffen – beispielsweise durch Gründächer, Fassadenbegrünung oder Nisthilfen in Gebäuden und Quartieren. Ziel ist es, Mensch und Tier wieder stärker in einem gemeinsamen Stadtraum zu denken.
Beispiel Ingolstadt: Habitatkonnektivität sichtbar machen
Anhand eines Praxisbeispiels aus Ingolstadt zeigte Prof. Hauck, wie AAD konkret zur Anwendung kommt. Mithilfe einer Habitatkonnektivitätsanalyse wurde kartiert, in welchen Stadtgebieten sich bestimmte Tierarten – etwa Amseln – bevorzugt aufhalten. Auf Basis dieser Daten lassen sich urbane Planungen anpassen, um ökologische Verbindungen zwischen Lebensräumen zu verbessern und Arten langfristig zu sichern.
Diskussionsimpuls für Berlin: Potenziale für AAD in der Hauptstadt
Im Anschluss diskutierten die Teilnehmenden, wie sich AAD auch in Berliner Kontexten anwenden ließe. Besonders im Hinblick auf anstehende Stadtentwicklungsprojekte eröffnet der Ansatz neue Perspektiven für eine biodiversitätsfreundliche und lebenswerte Stadtgestaltung.
Die Aufzeichnung des Vortrags ist hier verfügbar: