Crowdfunding für Lebensmittel-Rettermärkte in ganz Deutschland

Mira von SIRPLUS erklärt, aus welchen Gründen die meisten Lebensmittel im Müll landen, von wo die Rettermärkte ihre Produkte beziehen und warum es an der Zeit ist, das Konzept über Berlins Grenzen hinaus umzusetzen.

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Beim InfraLab Berlin BizBreakfast können alle, die auf dem EUREF-Campus arbeiten oder an der InfraLab-Community interessiert sind, entspannt in den Tag einsteigen, netzwerken und jedes Mal ein neues Projekt kennenlernen.
Seit Raphael Fellmer vor zwei Jahren SIRPLUS bei uns vorgestellt hat, unterstützen wir das Projekt. Damals befand sich das Start-up gerade in der Crowdfunding-Phase für die Errichtung eines ersten Rettermarktes. Inzwischen ist viel passiert, wie Mira Raab, Head of Supply, beim BizBreakfast erzählt. SIRPLUS haben weitere Shops eröffnet und bezogen vor einigen Monaten gleich mehrere Büros im InfraLab, nachdem das Climate-KIC-Förder-Programm ausgelaufen war und die Mitarbeiter*innen die benachbarte Green Garage verlassen mussten. Von hier aus koordinieren sie alles, was nicht direkt vor Ort in den Shops oder im Lager erledigt werden muss.
Dazu zählt auch das zweite Crowdfunding in der Geschichte des Start-ups, das gestern Abend gestartet ist. Ziel ist es, SIRPLUS mit einem Franchise-Konzept in jede Ecke der Republik bringen, denn täglich erhalten sie Anfragen aus ganz Deutschland, in anderen Städten ebenfalls Rettermärkte zu eröffnen.

Darum landen die meisten Lebensmittel im Müll

Die größte Mission von SIRPLUS ist es nach wie vor, dass Lebensmittel gegessen werden und diese nicht im Müll landen. Das trifft derzeit leider noch ⅓ der Nahrung zu. Hauptgrund ist das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD). Die meisten Lebensmittel sind aber auch darüber hinaus verzehrbar – besonders offensichtlich ist dies bei Produkten wie Wasser, Tee, Gewürzen oder Nudeln.
Im SIRPLUS-Lager wird die Qualität der Lebensmittel von Profis getestet. Einer von ihnen hat z.B. mehrere Jahre für Die Tafel gearbeitet. Sein Wissen behält er jedoch nicht für sich: Informationen dazu, woran man erkennt, dass Produkte trotz überschrittenem MHD noch genießbar sind, finden Kund*innen auch direkt vor Ort in den Rettershops. Dort gibt es an vielen Stellen Hinweisschilder.
SIRPLUS erhalten aber auch viele Lebensmittel noch vor Ablauf des des MHDs, da Supermärkte häufig keine Produkte abnehmen, die nicht mehr lange haltbar sind. Oder weil einen Monat nach Weihnachten niemand mehr Lebkuchen kauft. Es kommt auch vor, dass gerade junge Firmen zu viel produzieren und gar nicht die Infrastruktur haben, um ihre Ware vollständig zu vertreiben. Dies trifft vor allem auf neue Produkte, Trendprodukte und Superfood zu. Oder die Inhaltsangaben stimmen minimal nicht mit den Angaben auf dem Etikett überein.
Die meisten Lebensmittel kommen direkt von den Herstellern – das Hauptziel von SIRPLUS. Sie kooperieren aber beispielsweise auch mit Metro, Edeka, Veganz und Allos. Es gilt jedoch, nur in einen der beiden SIPRLUS-Laster zu steigen oder eine Spedition zu beauftragen, wenn große Mengen im Angebot sind. Lediglich bei Metro und dem Brothersteller Lindner fahren sie jeden Tag vor.
Wenn es zu riskant ist, Lebensmittel zu verkaufen, werden diese selbstverständlich aussortiert und ans Foodsharing weitergegeben. Dort landen aber auch genießbare Produkte als direkte Spenden, die erst gar nicht in den Verkauf gelangen.

Lebensmittelretten muss alltäglich werden

Bei SIPRLUS können alle einkaufen, es gibt keine Beschränkung auf bedürftige Menschen, denn die Idee ist ja, dass das Lebensmittelretten mainstream wird. So ist es dann auch kein Widerspruch, dass zuletzt ein neuer Rettermarkt ausgerechnet in der Berliner East Side Mall eröffnet wurde – das Einkaufszentrum an der Warschauer Straße ist für Aktivist*innen eher ein rotes Tuch. Dort erreichen SIRPLUS jedoch eine völlig neue Zielgruppe, Menschen außerhalb der “grünen Bubble”.
“Es dauert nach einer Eröffnung immer etwas, bis die Leute Vertrauen fassen” erklärt Mira. “Viele setzen sich zum ersten Mal mit Themen wie Mindesthaltbarkeitsdatum, Lebensmittelretten und -überfluss auseinander. Sie beginnen mit eher sicher erscheinenden Produkten, gehen dann zu Obst und Gemüse über, das oft lediglich aussortiert wird, weil es nicht den optischen Anforderungen entspricht, und trauen sich etwas später auch, Milchprodukte zu kaufen.”
Wer nicht in der Hauptstadt wohnt, kann derzeit einige Produkte online erwerben. “Der Shop ist ein guter Weg, mehr Menschen in Deutschland zu erreichen.” Und wenn es mit dem aktuellen Crowdfunding und dem Franchise-Konzept klappt, können schon bald Rettermärkte in ganz Deutschland eröffnen!