Beim InfraLab Berlin BizBreakfast können alle, die auf dem EUREF-Campus arbeiten oder an der InfraLab-Community interessiert sind, entspannt in den Tag einsteigen, netzwerken und jedes Mal ein neues Projekt kennenlernen.
Diese Woche war Jakub von Airly bei uns zu Gast. Das polnische Start-up mit Sitz in Krakau stellt Luftsensoren und eine Software her, die Umweltdaten wie Feinstaubbelastung, Temperatur, Feuchtigkeit oder Luftdruck im Radius von circa einem Kilometer sammeln und auf einer Plattform den Kunden zur Weiterverarbeitung zur Verfügung stellt.
Starke Datenargumente bei umstrittenen Entscheidungen
Das besondere bei der Technologie ist die 10-sekündige Frequenz, mit der die Daten aufgenommen werden. Das ermöglicht genaue Wetter- und Feinstaubvorhersagen, rückblickend aber auch feine Tagesanalysen, in welcher Straße und welcher Stunde die höchste Feinstaubbelastung auftrat und welche Maßnahmen vorausschauend für die Stadt zu treffen sind. Behörden stützen anhand der Daten beispielsweise ihre Entscheidung bezüglich Fahrverbote in ausgewählten Straßen.
Für die Gründer liegt der Geschäftssinn nicht allein darin, eine weitere Sensor-Hardware für Wettervorhersagen und Verkehrsanalysen auf den Markt zu bringen. Ihre Motivation geht weit darüber hinaus: Neben dem Gesamtpaket von Hardware, Software und Serviceleistungen wie Geräteinstandhaltung und –kalibrierung, soll mehr Transparenz und Bewusstsein im Umgang mit Luftverschmutzung geschaffen werden. Airly setzt dabei auf den Open Source Gedanken. Das bedeutet, jeder hat über einen API-Zugang oder die Kundenwebseiten Einblick auf Plattform und Daten.
Hingucken und Handeln
Interessierte Bürger*Innen, Aktivisten und Unternehmen lassen sich von dem Konzept ganz im Sinne des nachhaltigen Miteinanders und Corporate Social Responsibility überzeugen. Gefahren lassen sich besser erkennen und entsprechend eigenverantwortlich minimieren. Das mutige Prinzip dahinter: Hingucken ist besser als Ignorieren. Die Technologie kann gleichwohl dem Image auf die Sprünge helfen. So lieferten die Daten nicht zuletzt handfeste Kundenargumente für ein Hotel, das sich gegenüber seinem Wettbewerber bei gleichwertiger Service-Punktzahl mit dem Kriterium „sauberere Luft“ auf Online-Portalen durchsetzte.
Derzeit sind 2.400 Sensoren in zahlreichen – hauptsächlich europäischen – Ländern wie London, Barcelona oder Lissabon im Einsatz. Die Hälfte der Kunden sind städtische Behörden. In diesem Jahr will das junge Start-up den amerikanischen Markt erschließen und ihre Technologie neben Feinstaubmesswerten um sechs Gase erweitern wie Kohlenstoffe, Ozon oder sogar flüchtige organische Verbindungen. Diese Gase sind insbesondere für deutsche Städte zur Messung ihrer Verkehrsemissionen durch Dieselfahrzeuge oder bei der Müllentsorgung von großem Interesse.
In Berlin arbeitet Airly mit Urban Impact zusammen daran, möglichst viele Sensoren in 2019 anzubringen um damit ein umfassendes Messnetz für die Stadt aufzubauen. Falls ihr Lust bekommen habt, das Projekt zu unterstützen, oder jemanden kennt, der jemanden kennt, freut sich Jonas Schorr über eure Nachricht.
Seit drei Monaten testen wir im InfraLab eines von zwei deutschlandweiten Airly-Sensoren. Schön zu wissen, dass wir hier auf dem Campus tief einatmen können. Aber seht selbst, wie sauber unsere Luft ist. Hier geht es zu unserer Sensoren-Karte.
Wie und wo lassen sich die Sensoren installieren? Und wieviel kostet sowas eigentlich? Antworten unter anderen dazu gibt euch Jakub im Video: